Leadership: Fünf wirkungsvolle Strategien gegen gängige Machtspiele im Business

 

Foto: Pixabay

Macht ist weder positiv noch negativ. Sie umfasst Hierarchie, Entscheidungs-Macht, Wissens-Macht und soziale Macht. Entscheidend ist, wie Menschen ihre Macht einsetzen – sei es in konstruktiver oder in bewusst destruktiver Weise. Als Grundformen der negativen Form der Macht kennen wir die Machtdemonstration und die Manipulation.

Die Unternehmenskultur und die darin verankerte Kommunikations-Kultur werden grundsätzlich geprägt durch einen fairen wertschätzenden Umgang miteinander. Dies wünschen sich viele Menschen, aber es gibt auch diejenigen, die zum Erreichen Ihrer persönlichen Ziele nicht davor zurückschrecken, Machtspiele zu inszenieren. Und die Bühne für „Kungeleien um Macht und Einfluss sind die Arbeitsplätze und Büros“ (Quelle: stil.de/Machtspiele)

Wer einem strengen Karriere-Plan folgt, wendet auch Regeln nach dem Verdrängungsprinzip an.

„Gut und richtig ist, was mir Vorteile verschafft – um jeden Preis!“

lautet die Maxime der Machtspieler. Dabei werden zu oft die bekannten Regeln des fairen Miteinanders außer Acht gelassen.

1.Indikatoren für Machtspiele

Auf der kollegialen Ebene ist ein auffällige „Interpretation der Wahrheit“ ein Spiel-Muster. Der Machtspieler verdreht Fakten und Sachverhalte, interpretiert zu seinen Gunsten, benutzt auch Lügen als geeignetes Mittel für die Verbreitung von Informationen.

1a.Umgang mit Informationen

Der Machtspieler legt ein großes Interesse an den Tag, mehr zu wissen als Andere. Dazu pflegt er wichtige offizielle und inoffizielle Netzwerke und hat kein Problem damit, wichtiges Gemeinwissen zu seinen Gunsten zurückzuhalten. Er schreckt nicht davor zurück, manipulierend in Kommunikationsabläufe einzugreifen.

Ein Beispiel aus der Praxis: Da verschwindet auch schon einmal die Bewerbung eines Kollegen in der Hauspost, was erst nach Abgabeschluss auffällt. Es ist generell verräterisch, wenn sich Mitarbeiter am allgemeinen Posteingang zu schaffen machen.

2.Machtspiel: Zuspät-Kommen

Oft ist dieser inszenierte „Auftritt“ Führungskräften vorbehalten. Aber auch im Kollegenkreis gibt es Einzelne, die ein Problem mit ihrem Zeitmanagement haben, bzw. den Solo-Auftritt und die damit verbundene Aufmerksamkeit genießen.

3.Machtspiel: Schuldzuweisung

Wenn einmal etwas schief geht oder relevante Fehler passieren, wenden Machtspieler sehr viel Energie dafür auf, die Schuld von sich zu weisen oder andere Schuldige zu benennen. Manchen haben es über Jahre kultiviert, Kollegen und Mitarbeiter zu „verfolgen“und ihnen Fehler nachzuweisen, um deren Kompetenz und Image zu beschädigen:

Beispiel:

Zwei Vorstand-Assistenten werden darauf vorbereitet, in einigen Jahren die Nachfolge des Vorstands anzutreten. Es sind zwei ganz unterschiedliche Persönlichkeiten. Einer ist ein beliebter und kommunikativer Personalleiter, der zweite ein kompetenter Zahlenmensch mit berühmt berüchtigtem Auftreten. Die Geschichten um seine Provokation, Gemeinheiten, Beleidigungen, Anschuldigungen von Kollegen und Mitarbeitern sind Tagesgespräch. Keiner im Unternehmen will sich vorstellen, diesen gnadenlosen Machtmenschen mittelfristig als Vorstandchef zu sehen.

-Wie stehen aber – rein strategisch gesehen – die Chancen der beiden Kandidaten?

-Was dient der Unternehmenskultur und welche Kompetenz ist relevant für den Unternehmenserfolg?

In Beantwortung dieser Fragen höre ich oft:

„Beide Kompetenzen sind wichtig für den Unternehmenserfolg.“

Das persönliche Verhalten des Zahlenmenschen müsste aber ein Thema der individuellen Entwicklung durch seinen Vorgesetzten als Mentor und der Personalabteilung sein. Eine Führungskraft hat eine starke Vorbildrolle. Die Menschen achten nicht auf das, was eine Führungsperson sagt, sondern auf seine Taten und auf sein Verhalten. Beides muss so ausgewogen sein, dass es der Unternehmens-Kultur und der Kommunikations-Kultur nutzt, nach innen wie auch nach außen.

4.Gekonnter Umgang mit Manipulation

Die Manipulation zielt darauf ab, Dritte zum eigenen Vorteil und unter allen Umständen zu übertrumpfen. Unter Kollegen zeigt sich das in Verbreiten von Gerüchten, gezielten Falsch-Informationen, Unterschlagung von Informationen, oder gar Kollegen dazu veranlassen, Fehler zu machen. Das ist willkommene Gelegenheit, Versäumnisse an die Vorgesetzen mit Genugtuung zu kommunizieren. Diese Strategien werden oft verdeckt geführt, so dass die Betroffenen spät bemerken, was „gespielt“ wurde.

Tipp: Werden Sie achtsam für Anzeichen von Manipulation, der Gerüchteküche oder dem gewollt sparsamen Umgang mit Information in Zeiten von Unsicherheiten in der Organisation. Sprechen Sie die Personen an, die solche Spiele spielen und verbitten Sie sich weitere Verbreitung von Falschmeldungen. Nennen Sie die Konsequenzen, die Ihnen als adäquate Schritte zur Verfügung stehen.

4a.Wie können Sie Anzeichen für Manipulation feststellen?

4b.Welche Gerüchte werden aus welchem Grund/ mit welchem Ziel gestreut?

4c.Konfrontieren Sie einen Gerüchteverbreiter mit folgenden Fragen:

  1. Ist es wahr? Aus welcher Quelle stammt es?
  2. Ist es wichtig?
  3. Warum soll ich mir das anhören?
  4. Warum soll ich dieser Information Glauben schenken?

Gerüchte über Kollegen, Fehler, Beziehungs-Klatsch können Sie einfangen und beenden, indem Sie sagen:

In Abwesenheit von Frau/Herrn … werde ich nicht in dieser Form über … sprechen. Lassen Sie uns lieber, im Interesse aller / einer positiven Kommunikations-Kultur, die Regeln des Fairplay einhalten.“

Leiten Sie unverzüglich zu einem sachlichen Thema über:

„Was die Konferenz mit den australischen Kunden betrifft, wie ist der Stand?

Was muss vorrangig erledigt werden? Was kann ich tun, um Sie dabei zu unterstützen?“

5.Umgang mit „vertraulichem“ Klatsch und Tratsch

Auch wenn es vordergründig verführerisch erscheint, etwas frühzeitig zu erfahren oder relevante Hintergrund-Informationen aus verstecken Informationsquellen zu erhalten, empfehle ich:

Legen Sie Wert auf Sachlichkeit und Qualität in der Kommunikation und fordern Sie Prinzipien von Aufrichtigkeit ein.

Dabei helfen Fragen wie aus den „3 Sieben des Sokrates“, dargestellt in einer Weisheit-Geschichte

  1. Ist die Geschichte wahr?
  2. Ist die Information gut?
  3. Ist das Gesagte notwendig?

Eine Weisheits-Geschichte

Einst wandelte Sokrates durch die Straßen von Athen. Plötzlich kam ein Mann aufgeregt auf ihn zu. „Sokrates, ich muss dir etwas über deinen Freund erzählen, der…“ „Warte einmal, „unterbrach ihn Sokrates. „Bevor du weitererzählst – hast du die Geschichte, die du mir erzählen möchtest, durch die drei Siebe gesiebt?“ „Die drei Siebe? Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht. „Lass es uns ausprobieren,“ schlug Sokrates vor. „Das erste Sieb ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“ „Nein, ich habe gehört, wie es jemand erzählt hat.“ „Aha. Aber dann ist es doch sicher durch das zweite Sieb gegangen, das Sieb des Guten? Ist es etwas Gutes, das du über meinen Freund erzählen möchtest?“ Zögernd antwortete der Mann: „Nein, das nicht. Im Gegenteil….“ „Hm,“ sagte Sokrates, „jetzt bleibt uns nur noch das dritte Sieb. Ist es notwendig, dass du mir erzählst, was dich so aufregt?“ „Nein, nicht wirklich notwendig,“ antwortete der Mann. „Nun,“ sagte Sokrates lächelnd, „wenn die Geschichte, die du mir erzählen willst, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“

Quelle: http://arbeitsblaetter-news.stangl-taller.at/die-drei-siebe-des-sokrates-wahrheit-gute-notwendigkeit/

© Werner Stangls Arbeitsblätter – News

5a.Wie Sie sich in einer souveränen Form von Klatsch und Tratsch distanzieren

Auch auf die Gefahr hin, dass Sie ein „Spielverderber“ genannt werden, machen Sie deutlich, dass Sie von dieser Art Spiele nichts halten. Und um in die wichtigen Informationen regelmäßig eingebunden zu bleiben, suchen Sie sich Kollegen und Ansprechpersonen, deren Kommunikationsverhalten den Regeln von Fairness und Aufrichtigkeit entspricht. Damit werden Sie mittelfristig besser fahren und den Kopf frei behalten für die wirklich wichtigen Dinge bei Ihrer Arbeit.

Autorin: Marion Hahn

Siehe auch: http://www.spektrum.de/lexikon/psychologie/macht/9039 Autor: Hans-Dieter Schneider